Schwerbehinderung: Früher in Rente ohne Abschläge
Die gesetzliche Rentenkasse sieht vor, das Menschen mit Schwerbehinderung ohne Rentenabschläge früher in Rente gehen können. Auf was Sie dabei achten müssen und welche verschiedene Möglichkeiten der vorgezogenen Rente es gibt, erfahren Sie hier.
Wer bekommt die Rente für Schwerbehinderung?
In Deutschland leben rund 8 Millionen Menschen mit Schwerbehinderung. Die Altersrente für Schwerbehinderung bekommen aber nicht alle erwerbstätigen Menschen mit einer Behinderung. Die Altersrente für Schwerbehinderung können Versicherte nur beziehen, wenn Sie folgende Voraussetzungen erfüllen:
- Erfüllung der Altersgrenze
- Nachweis von 35 Versicherungsjahren
- Behinderungsgrad (GdB) von 50
Erfüllung der Altersgrenze
Die nachfolgende Tabelle zeigt, dass die Geburtsjahrgänge von 1957 bis 1963 ein bestimmtes Alter erreichen müssen, damit Sie die Rente beantragen können. Grundsätzlich können Schwerbehinderte 2 Jahre früher in Rente gehen, ohne Abschläge bei der Rente hinnehmen zu müssen. Ab dem Jahrgang 1964 steigt die Altersgrenze für alle schwerbehinderten Menschen auf 65 an.
Jahrgang | Alter zum Bezug der Rente ohne Abschläge |
---|---|
1957 | 63 Jahre + 11 Monate |
1958 | 64 Jahre |
1959 | 64 Jahre + 2 Monate |
1960 | 64 Jahre + 4 Monate |
1961 | 64 Jahre + 6 Monate |
1962 | 64 Jahre + 8 Monate |
1963 | 64 Jahre + 10 Monate |
ab 1964 | 65 Jahre |
Nachweis von 35 Versicherungsjahren
Für die vorgezogene Rente benötigen Sie 35 Versicherungsjahre. Aber Sie müssen nicht 35 Jahre in die Rentenkasse Beiträge eingezahlt haben, da diverse Zeiten angerechnet werden. Hierzu zählen zum Beispiel die Zeiten der Kindererziehung, Schul-/Studienzeiten, Zeiten der Pflege von Angehörigen, Zeiten der Arbeitslosigkeiten oder Krankheit.
Behinderungsgrad (GdB) von 50
Der Grad der Behinderung (GdB) wird vom Versorgungsamt festgestellt und soll darüber Auskunft geben, wie sehr der Versicherte körperlich, seelisch oder geistig im Alltag behindert ist. Die Prüfung erfolgt in den allermeisten Fällen nach Aktenlage. Ein Rückenleiden kann zu einem GdB von 30 und eine Herzerkrankung zu einem GdB von 20 führen. Die Einzelgrade der Behinderung werden aber nicht einfach addiert. Das Amt prüft den Ausmaß der Gesamtbehinderung und häufig fällt die zweite oder dritte Behinderung unter den Tisch.
Wer einen Grad der Behinderung von mindestens 50 nachweisen kann, erhält eine Schwerbehindertenausweis und kann die vorgezogene Rente beantragen.
Nehmen Schwerbehinderte Abschläge von der Rente in Kauf, können sie bis zu 5 Jahre früher in die Altersrente starten. Diese vorgezogene Frührente vor der allgemeinen Regelaltersgrenze wirkt sich jedoch negativ auf die Höhe der Rentenzahlung aus.
Wie wirkt sich die Frührente auf die Höhe der Rentenzahlung aus?
Menschen mit Schwerbehinderung können 5 Jahre vor dem regulären Renteneintrittsalter in Rente gehen. Warum die Rente geringer ausfällt liegt an zwei Gründen. Zum einen zieht die Rentenkasse für jeden Monat vorzeitigem Rentenstart 0,3 Prozent von der eigentlichen Rentenzahlung ab. Wird zum Beispiel die Rente ein Jahr früher in Anspruch genommen, dann beträgt der Rentenabschlag 3,6 Prozent (12 Monate x 0,3). Hinzu kommt noch, dass ab Rentenbeginn keine Einzahlungen (Beiträge) mehr in die Rentenkasse geleistet werden.
Stiftung Warentest (Finanztest, Ausgabe Januar 2021) hat ermittelt, wie sich ein vorgezogener Rentenstart konkret auf die Rentenzahlung auswirkt. Die nachfolgenden Zahlen (Quelle: Stiftung Warentest) beziehen sich auf einen Durchschnittsverdiener (3.379 Euro im Monat), geboren im Januar 1960 mit 35 Versicherungsjahren.
- 1.368 Euro Altersrente mit 66 Jahre, 4 Monate (reguläres Eintrittsalter für die Altersrente, Jahrgang 1960)
- 1.299 Euro Altersrente mit 64 Jahre, 4 Monate (2 Jahre früher in Renten ohne Abschläge wegen Schwerbehinderung / 2 Jahre kürzere Einzahlung in die Rentenkasse)
- 1.219 Euro Altersrente mit 63 Jahre, 4 Monate (3,6 % Rentenabschlag / 3 Jahre kürzere Einzahlung)
- 1.142 Euro Altersrente mit 62 Jahre, 4 Monate (7,2 % Rentenabschlag / 4 Jahre kürzere Einzahlung
- 1.067 Euro Altersrente mit 61 Jahre, 4 Monate (10,8 % Rentenabschlag / 5 Jahre kürzere Einzahlung
Ist die vorgezogene Rente ein Minusgeschäft?
Im obigen Beispiel führt die vorgezogene Rente zu niedrigeren Rentenzahlungen. In unserem Beispiel sind das 301 Euro pro Monat weniger, falls der Versicherte 5 Jahre vor der der regulären Altersrente in die Rente für Schwerbehinderung startet. Das muss nicht negativ sein, wenn der Versicherte mit der Rentenhöhe seinen Lebensunterhalt bestreiten kann und über die Runden kommt. Man darf auch nicht vergessen, dass er dafür 5 Jahre länger bzw. früher eine Rente bezieht und somit ein Teil der Rentenkürzung kompensiert.
Schwerbehinderte können früher in Rente gehen. Die Frührente führt jedoch dazu, dass die Leistungen aus der Rentenkasse geringer ausfallen. Die Höhe der Kürzung hängt von dem gewählten Rentenstart ab. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit bis 5 Jahre vor dem regulären Altersrententermin den Job an den Nagel zu hängen. Gut beraten sind die Versicherten, die sich zusätzlich zur gesetzlichen Rente über eine private oder betriebliche Altersvorsorge eine Zusatzrente aufgebaut haben. Diese Versicherten müssen ihre Entscheidung zur Frührente nicht nach finanziellen Gesichtspunkten wählen, sondern allein danach, ob sie noch ihren Job nachgehen können oder wollen.