Rentenpunkte: Erklärung & aktuelle Tabelle für Ost & West
Rentenpunkte bilden die Basis zur Berechnung Ihrer Rente. Doch wovon hängt es ab, wie viele Rentenpunkte Sie erreichen? Wissen Sie, wie Sie sich mehr Rentenpunkte sichern können und wie sich Ihre Rente berechnet? Hier erfahren Sie alles Wichtige zu dem Thema Rentenpunkte - mit aktuellen Tabellen für Ost- bzw. Westdeutschland und mit Rechenbeispielen.
Was sind Rentenpunkte?
Die Rente soll gerecht sein und die Rentenhöhe soll sich am Leistungsprinzip orientieren. Wer länger als andere arbeitet oder höhere Beiträge in die Rentenkasse einbezahlt, der soll im Ruhestand auch eine höhere Rente erhalten. Ein weiterer Grundsatz: Wichtige Beiträge für die Solidargemeinschaft, wie zum Beispiel die Kindererziehung, sollen die Rente erhöhen. Um diese zwei Ziele bei der Rentenhöhe berücksichtigen zu können, werden Rentenpunkte beziehungsweise Entgeltpunkte vergeben und Anrechnungszeiten berücksichtigt. Rentenpunkte sammelt jeder Versicherte auf seinem persönlichen Rentenkonto. Die Anzahl der Rentenpunkte ist ein entscheidender Faktor bei der Rentenberechnung.
Wie werden die Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung berechnet?
Der Beitrag zur Rentenversicherung wird aus dem sozialversicherungspflichtigen Bruttolohn berechnet. Der Beitragssatz 2019 beträgt 18,6 Prozent. Arbeitnehmer und Arbeitgeber teilen sich den Beitrag. Auch Selbständige können Pflichtmitglieder in der gesetzlichen Rentenversicherung sein. Der Beitragssatz wird nur bis zur Beitragsbemessungsgrenze berechnet. Diese liegen im Kalenderjahr 2019 aktuell bei 80.400 € (West) bzw. 73.800 € (Ost).
Wie viel Rentenpunkte werden gutgeschrieben?
Für Ihre eingezahlten Beiträge vergibt Ihnen die Rentenkasse Jahr für Jahr Rentenpunkte. Die Höhe der Rentenpunkte errechnen sich aus Ihrem Arbeitsentgelt im Verhältnis zum Durchschnittsentgelt aller gesetzlichen Versicherten. Ein Beispiel: Bei einem Arbeitsentgelt in Höhe der Hälfte des Durchschnittsentgelts aller Versicherten, werden nur 0,5 Entgeltpunkte auf dem Rentenkonto gutgeschrieben. Verdient ein Versicherter das 1,2-fache des Durchschnittsentgelts, werden 1,2 Entgeltpunkte auf seinem Rentenkonto verbucht.
Solidarbeiträge, wie die Kindererziehungszeiten, erhöhen die Rente
Kindererziehung ist ein wichtiger Beitrag für die Solidargemeinschaft und fordert von den Eltern viel Engagement und Zeit. Vielfach können die Eltern nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr dem eigenen Beruf nachkommen. Sie haben finanzielle Gehaltseinbußen, die wiederum zu geringeren Rentenansprüchen führen. Deshalb bekommen Eltern, meist die Mütter, für jedes vor 1992 geborene Kind zwei Jahre, bei Geburten ab 1992 drei Kindererziehungszeiten auf dem Rentenkonto verrechnet. Das wirkt sich erhöhend auf die Rente aus, ohne eigene Beiträge zu bezahlen.
Die Rentenformel: So berechnet sich die Rente
Die Rentenformel berücksichtigt die individuelle Leistung des Einzelnen. Die Rentenpunkte spielen dabei eine wichtige Rolle. Aber es gibt weitere Faktoren, die in die Rentenformel mit einfließen. Diese stellen wir Ihnen hier vor. Doch vorab die Rentenformel im Überblick:
Die 4 ausschlaggebende Faktoren der Rentenformel kurz erklärt:
- Entgeltpunkte in der Rentenformel: Die Rentenpunkte wurden bereits ausführlich erklärt. Sie sind ausschlaggebend für die individuelle Rentenhöhe.
- Zugangsfaktor: Dieser Faktor beträgt in der Regel 1,0. Wenn Sie vorgezogen in Rente gehen, sinkt der Faktor - damit werden Abschläge bei der Rente berücksichtigt. Arbeiten Sie nach Erreichen der Regelaltersgrenze weiter, gehen also zunächst nicht in Rente, dann steigt der Faktor und Sie erhalten Aufschläge auf die Rente.
- Rentenwert: Der Rentenwert ist der monatliche Rentenbetrag, der Ihnen pro Entgeltpunkt ausbezahlt wird. Bei Rentenerhöhungen wird der Betrag angepasst. Die Bundesregierung prüft jährlich, ob eine Rentenanpassung möglich ist.
- Rentenartfaktor: Es gibt unterschiedliche Rentenarten. Für jede Rentenart gibt es einen eigenen Faktor. Bei der Altersrente liegt der Faktor bei 1,0. Bei der Rente für teilweiser Erwerbsminderung bei 0,5 und bei der Halbwaisenrente bei 0,1.
Für die Berechnung der Rente benötigen Sie keinen Rentenrechner. Mit der Rentenformel geht es auch per Hand, wie das nachfolgende Beispiel zeigt.
Ein Versicherter geht bei Erreichen der Regelalterszeit (= Zugangsfaktor 1) in die Altersrente (= Rentenartfaktor 1). Der Versicherte hat im Schnitt 30 % mehr als der Durchschnitt verdient. Er hat pro Jahr 1,3 Rentenpunkt angesammelt. Da er 40 Jahre gearbeitet hat, stehen auf seinem Rentenkonto 52 Entgeltpunkte (40 Jahre x 1,3 Rentenpunkte). Der Rentenwert von 2019 entspricht den Wert von 33,05 Euro in Westdeutschland. Daraus errechnet sich folgende Monatsrente:
52 (Entgeltpunkte) x 1 (Zugangsfaktor) X 33,05 € (Rentenwert) x 1 (Rentenartfaktor Altersrente) = 1.718,60 Euro Altersrente
Infografik: So funktioniert die Rentenformel
Die Infografik zeigt Ihnen auf einen Blick, wie die Rentenformel funktioniert und welche ausschlaggebenden Faktoren die Rentenhöhe beeinflussen.
Die Rentenwerte: Tabelle für Ostdeutschland und Westdeutschland
In der nachfolgenden Tabelle finden Sie die aktuellen Rentenwerte in Euro für die alten und neuen Bundesländer. Ergänzend wurden die Rentenwerte 2020 bis 2023 mit aufgenommen. Hierbei handelt es sich um Modellberechnungen der Deutschen Rentenversicherung (Stand: 07/2019).
Jahr | Rentenwert (West) | Rentenwert (Ost) |
---|---|---|
2017 | 31,03 € | 29,69 € |
2018 | 31,99 € | 30,65 € |
2019 | 33,05 € | 31,89 € |
2020 | 34,02 € | 33,07 € |
2021 | 35,07 € | 34,33 € |
2022 | 36,12 € | 35,61 € |
2023 | 37,18 € | 36,92 € |
Nachhaltigkeitsfaktor und Rentenerhöhung
Die gesetzliche Rentenversicherung kämpft mit folgendem Problem: Immer mehr Rentner, die immer länger leben, stehen immer weniger Beitragszahler gegenüber. Dieser Effekt führt zu sinkenden Beitragseinnahmen, während die Ausgaben für die Renten steigen. Diese Entwicklung wird sich in nächsten Jahrzehnten aufgrund der Bevölkerungsentwicklung, Stichwort demographische Entwicklung, fortsetzen. Die Bundesregierung hat auf diesen Trend bereits mit mehreren Rentenreformen reagiert und zur Regulierung der Rentenhöhe einen Nachhaltigkeitsfaktor, der Teil der Rentenformel ist, eingeführt. Es wird jährlich das Verhältnis Rentner zu Beitragszahlern ermittelt. Je ungünstiges das Verhältnis ausfällt, umso kleiner der Faktor und damit die Rentenanpassung. Einfach ausgedrückt: Die künftigen Rentner müssen mit deutlich geringeren Renten bzw. Rentenerhöhungen rechnen.
Die gesetzliche Rente funktioniert nach dem Leistungsprinzip. Wer länger arbeitet und höhere Beiträge als andere einbezahlt, bekommt im Alter auch eine höhere Rente. Jeder Versicherte erhält für seine Beitragszahlungen Rentenpunkte beziehungsweise Entgeltpunkte. Die Rentenpunkte gehen in die Rentenformel ein und sind ausschlaggebend für die Berechnung der Rentenhöhe.